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  • Kath.  Pfarrkirche - „St. Magnus“- in Rammingen, Landkreis: Mindelheim

    Regierungsbezirk:       Schwaben

    Restaurierung der Fresken von Johann Baptist Enderle 1769, barocke Raumschale, kath. Kirchenstiftung „St. Magnus“, Friedhofstrasse 15, 86871 Rammingen

    Ansprechpartner: Diözesanbauamt Augsburg, Hafnerberg 2 – vertreten durch Projektleiterin  Frau Architektin Dipl. Ing. Liehr; BLfD – Hofgraben 4, 80539 München – zuständiger Oberkonservator Herr Dipl. Ing. Lange, Restaurierungswerkstätten vertreten durch – Konservator Herrn Jürgen Pursche

    Anlass und Ziel der Maßnahmen: Inneninstandsetzung der Pfarrkirche „St. Magnus“ in Unterrammingen

    Projekt Nr.:    132191 002

    DSC02864.JPG DSC03681.JPG DSC04009.JPGBauherr:        Kath. Kirchenstiftung „St. Magnus“

     

    (…)

    (…) Erhaltungszustand des Malschichtträgers:

    Es haben sich mehrere statisch bedingte Risse im Putzgefüge gebildet, die vorwiegend von West nach Ost durch das Deckenbild verlaufen. Die durch statische Probleme verursachten Risse weisen Öffnungen auf, die bis zu 14 mm breit sind und sich mit bis zu 12 mm hohen  Putzverwerfungen (Höhenunterschied zwischen den Risskanten) charakterisieren. In den Rissen haben sich über die Jahre eine dicke Rußschicht und Fliegenteile gesammelt. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Bockshaut lange Zeit beschädigt war. Neben instabilen Hohlstellen sind große hohl liegende Bereiche festzustellen, die aber aufgrund ihrer Stabilität keine, oder zur Zeit der Schadensaufnahme, eine nur sehr geringe Gefährdung der Substanz bedeuten. Zur Übersicht des Ausmaßes der Hohlstellen wurde eine Kartierung angefertigt. Die statisch bedingten Risse begleiten quer verlaufende kleinere Risse. Die entstandene Spannung hat stellenweise eine Trennung zwischen Arriccio und Intonaco hervorgerufen. Der Trennung zwischen dem Putz- und dem Malschichtträger hat man bei der letzten Renovierung mit der Verschraubung von viereckigen Beilagscheiben entgegenzutreten versucht. Die Verschraubungen mit viereckigen Beilagscheiben aus nach innen gewölbten Blechstücken  haben zusätzliche Schäden herbeigeführt. Der Überdruck hat den Putz Richtung Putzträger gezogen und Risse verursacht. Die nach innen gewölbten „Krallen“ der Blechscheibchen sind entsprechend tief in den Putz eingedrungen. Schwundrisse im Intonaco sind nur an wenigen Stellen zu finden. Stellenweise hat man gipshaltige Auskittungen gefunden.En

    Erhaltungszustand der Malschicht:

    In Bildbereichen, die bei Tagewerkgrenzen liegen, erscheint die Malschichtoberfläche stark reduziert. In diesen Bereichen des Freskos hat die Malschicht, die zum Schluss des Malvorganges angefertigt wurde, keine ausreichend schützende Sinterschicht aufbauen können und wurde bei früheren Restaurierungen bei einem Reinigungsvorgang entfernt. Wenige Bereiche, die mit dunkelbraunen bzw. dunkelbraunroten Farben gemalt wurden, weisen Abplatzungen der Malschicht auf.

    In mehreren Bereichen können meist ringförmige Verdunkelungen mit Randbildung festgestellt werden. Die Wasserschäden sind während mehrerer Jahre entstanden. (…)Der hierbei entstandene Wassereindrang verursachte eine „Schmutzwanderung“, die zu o.g. Fleckenbildung geführt hat. Stellenweise aber hat der vermehrte und dauerhafte Einfluss der Feuchtigkeit zur Veränderung der Malschicht geführt. In diesen Bereichen kam es durch bauschädliche, wasserlösliche Salze zu Ausblühungen mit Fleckenbildung und Randverfärbungen. Die Veränderungen wurden später farblich (großzügig) eingestimmt.  Die Retuschen erscheinen jetzt viel dunkler und gelblicher als die Originalmalschicht.

    In einigen Bereichen konnte auf der Malschichtoberfläche ein dünnschichtiger, flächig aufliegender weißlicher bis grauer Oberflächenbelag festgestellt werden. Vor allem sind davon englischrotfarbige Bildpartien betroffen. Die Belbei der Untersuchung der Proben im Labor Jägers entdeckten Festigungsmittel auf Proteinbasis (womöglich Kalkkasein), sind hier als Ursache der Ausblühungen zu sehen.

    Während der letzten Renovierung wurden die Bilder mit Brotrinde gereinigt, eine damals verbreitete Methode. Die von der Oberfläche der Bilder nicht entfernten Brotkrümelchen wurden zur Nahrung für Schimmelpilze.

    Im mittleren Bereich des Hauptfreskos befinden sich Verschmutzungen aus verdichteten Fliegenausscheidungen, die dunkle Wolken erzeugen und sich auf einer Fläche, die eine breite Halbkreisform bildet, erstrecken.

    In Bereichen der Risse und Wasserschäden sind alte verdunkelte Retuschen zu finden. Nach der Trockenreinigung erschienen diese noch dunkler und unterschieden sich auch im Farbton von der Originalmalschicht.

    Am südwestlichen Rand des Hauptfreskos sind Einschusslöcher aus einer Schrotflinte zu finden. Unterhalb des Einschusses, der mit ziemlicher Sicherheit wegen eines verirrten Vogels entstand, hat man Vogelkot auf dem Stuck entdeckt. Die dadurch entstandenen Löcher wurden ausgekittet und retuschiert.

    Die im Punkt 10.2 erwähnten Verschraubungen mit Blechscheibchen wurden mit Putz angeböscht und großzügig eingestimmt.  Bei der Suche nach einem geeigneten Platz für die Montage der Schrauben wurden mehrere Proben benötigt, was die Fehlstellen deutlich zeigen.

    Schadensglossar – Deckenbilder:

    Nr.: Standort

    Beschreibung

    graphische Darstellung bzw. Foto

    1. nordöstliche Partie des Hauptfreskos

    statisch bedingte Risse mit Putzverwerfungen

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    3. nordöstliche Partie des Hauptfreskos

    Abplatzungen der Malschicht: Vollendungsteil der Malschicht, der auf fast schon trockenem Putz aufgetragen wurde und sich als zu wenig mit der Freskoschicht gebunden erwies und abplatzte

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    4. südlicher Bereich des Deckenfreskos im Presbyterium

    Malschichtreduzierung: in Bereichen der Tagewerkgrenzen hat sich auf der Oberfläche keine freskale Sinterschicht bilden können, die die Malschicht schützen sollte; der obere Teil der Malschicht wurde während der früheren Restaurierungen erheblich reduziert

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    5. westliche Partie des Hauptfreskos, rechts vom Kopf  des Hl. Magnus

    Wasserschäden –farbliche Veränderung der Malschicht als irreversible Fleckenbildung mit dunklen Rändern 

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    6. südliches Kartuschenbild mit Evangelist  Markus

    Wasserschäden – dunkle Schmutzflecken; nach Wassereinbruch ist es zu einer Schmutzwanderung von außen nach innen – Richtung der Seite die trocknet - gekommen. Das Foto zeigt die Stelle während der Reinigung.

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    7. südöstliche  Partie des Hauptfreskos

    hellgrauer Belag in roten Farbton- Bereichen (verm. Englischrot)

    WeissBekag1Kor

    8. nördlicher Bereich des Deckenfreskos im Presbyterium

    Verschraubungen mit Blechscheiben: 1. breiter Riss, teilweise ausgekittet; 2. Blechviereck, angeböscht und mit Putz bedeckt; 3. rostende Schraube, die sich bräunlich auf der Oberfläche des Putzes abzeichnet; 4. misslungener Versuch einer Verschraubung mit ausgekitteter Fehlstelle

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    10. Langhaus Hauptfresko nördlicher Bereich

    verschimmelte Brotkrümelchen

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    11.  mittlerer Bereich des Hauptfreskos – Wolkenpartie

    Fliegenausscheidungen: Gruppierungen von Fliegenexkrementen, die als dunkle „Wolken“ störend erscheinen

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    12. mittlerer Bereich des Hauptfreskos –Putti

    verdunkelte bzw. farblich sich von der Originalmalschicht unterscheidende Retuschen

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    13.  südwestlicher Randbereich des Hauptfreskos

    Einschusslöcher aus einer Schrotflinte

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    .

    Schadensglossar der Emporenbrüstungsbilder:

    Nr.:

    Beschreibung

    graphische Darstellung bzw. Foto

    2. untere Empo-renbrüstung, südliches Fresko

    Putzverwerfung bei den statisch bedingten Rissen

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    3. untere Empo­renbrüstung, südliches Fresko

    Neuputzstellen

    Neuputz

    4. untere Empo­renbrüstung, nördliches Fresko

    ausgestochene Augen

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    8. untere Empo­renbrüstung, südliches Fresko

    Verschraubungen mit Blechvierecken der besonders gefährdeten Putzpartien

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    Ausführung des Restaurierungsvorganges: 

    (…) Der Einsatz von Kompressen mit Amoniumcarbonatlösung hatte Erfolg. Die Flecken bildenden, wolkenartigen Verschmutzungen in Wasserschadensbereichen wurden, zusätzlich zur Mikrodampfreinigung, mit abtrocknenden, wässrigen Kompressen behandelt. In den meisten Fällen wurde eine deutliche Verbesserung festgestellt.

    Die Fehlstellen und Farbreduzierungen wurden mittels Tratteggio – Retuschen geschlossen. Als Bindemittel wurde Tylose (4%-ige Wasserlösung) und als weiße Farbe zwölfjähriger Sumpfkalk verwendet.

    DSC04354.JPG Putti1.JPG AltMann1.jpgEn2

    Pawel Michalowski; Schösserweg 12; 82549 Königsdorf; Tel: +49 8179 997499; E-mail: michalowskipawel@aol.com
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